Der Sommer heizt ganz arg ein; und auch der Weltenwahnsinn wird immer heißer und bedrohlicher.
Um den Weltenwahnsinn kümmere ich mich so wenig als möglich. Laß mich halt auf nix ein, das ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann… Das Übersetzen und Kommentieren hab ich weitgehend eingestellt. Wer das Lügengespinst der deutschen Medien als solches durchschaut hat und als Nichtrussischsprachiger sich informieren will – hat auch ohne mich genügend Möglichkeiten; und wer sich nicht informieren will, weil er sich in dem Lügengespinst behaglich eingerichtet hat – dem kann ich auch nicht helfen; der wird – vielleicht – irgendwann zu sich kommen, wenn das unübersehbar anlaufende Große Chaos ihn eingeholt hat.
Einen Artikel zu einem für den deutschsprachigen Leser – zunächst – vielleicht etwas abgelegeneren Thema hab ich übersetzt; und zwarnämlich geht es da um einen Intrigenkomplex, mit dessen Hilfe irgendwelche Kreise offenbar bemüht sind, auf dem Balkan mal wieder etwas Chaos zu schaffen. Für mich persönlich isses nicht ganz so abgelegen, da ich auf selbigem Balkan zur Zeit meine Wohnstatt habe; aber auch sonst dürfte ein solches offenbar angestrebtes Balkanchaos nicht nur den Balkan betreffen. Wie den auch sei – jene Übersetzung hab ich im Blog veröffentlicht; findet man hier
Dann fiel mir noch der polnische Maler und Literat Bruno Schulz ein.
Bruno Schulz also, der 1892 in Drohobytsch (gehört heute zur Ukraine) geboren und ebendort 1942 von einem Gestapomann auf offener Straße erschossen wurde.
Bruno Schulz lebte in diesem Drohobytsch, ging seinen verschiedenen Beschäftigungen nach; und wie dann die Hitleristen Polen besetzten, wurde er von selbigen zum jüdischen Untermenschen erklärt und als solcher ins Ghetto gesteckt.
Im Ghetto wurde er von einem SS-Mann namens Landauer benutzt, um als Maler eine von selbigem beschlagnahmte Villa mit Malereien zu versehen. Also eine gewisse privilegierte Stellung. So man es als Privileg betrachten darf, solcherart benutzt zu werden; und es hatte zudem den Nachteil, daß er als Gebrauchsgegenstand in verschiedene SS-interne Querelen eingebunden war. Die SS war ja nur von außen ein monolithisches Ganzes; und wenn sie gegen ihre erklärten Feinde vorgingen wirkte sie tatsächlich als solches. Ansonsten gab es, wie überall, interne Streitereien und Feindschaften und Intrigen. Jener Landauer hatte innerhalb der SS einen Feind, dessen jüdischen Zahnarzt er aus purer Feindschaft erschossen hatte; und aus Rache erschoß jener Feind den von Landauer benutzten Maler Bruno Schulz. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Machst du mir eine Beule ins Auto, so mach ich dir auch eine. Laut einer Version hat jener SS- oder Gestapomann den Maler des SS-Manns Landauer eben aus dem Grunde erschossen, weil der dessen Zahnarzt erschossen hatte. Aber hundertprozentige Klarheit scheint nicht zu herrschen. Woher auch. Zu jenen Zeiten war es völlig normal, daß irgendwelche Leute von irgendwelchen SS-Leuten auf offener Straße erschossen wurden; die waren dann halt tot, und man kümmerte sich nicht weiter darum. Erst später, als alles ganz anders war, begann man sich für diesen oder jenen Fall zu interessieren; und da war es dann schon nicht mehr so einfach, die Einzelheiten genau zu rekonstruieren.
Wie dem auch sei: Selbst unter solchen Umständen wurde künstlerisch gearbeitet; und neben seinem Benutztwerden als Ausschmücker jener beschlagnahmten Villa widmete sich Bruno Schulz, so weit bekannt, auch seiner schriftstellerischen Arbeit.
Im Sprachenportal hatte ich eine Menge Texte von Bruno Schulz für Polnischlernende mit Übersetzungen und Kommentaren veröffentlicht; und nach Auflösung des Sprachenportals vegetieren die im Archiv vor sich hin.
Nun aber habe ich angefangen, die Sprachenportal-Polnischseite in der Klamurke neu aufzubauen; zumindest für das bereits erstellte Material (ob ich darüber hinaus noch weiteres erstellen werde, glaub ich nicht).
Hab nun mal die Erzählung „Sanatorium pod Klepsydrą“ auf der klamurkischen Polnischseite veröffentlicht; Weiteres wird folgen.
Und dann gibt’s noch den Vondorten-Ordner mit seinen Vondortismen und sonstigen ernsten und weniger ernsten Aphorismen und Zitaten.
Das wurden inzwischen so viele, daß ich die Übersicht verloren hatte. Um sie wiederzugewinnen, begann ich, so etwas wie System in diese wirre Vielfalt zu bringen.
Das ist nun abgeschlossen; und weitere Zugänge werden eben nach diesem System ihre Benennung finden.
Beginnen tut der nach diesem System geschaffene Dateiname mit Benennung der Sprache:
DE_ - Deutsch
RU_ - Russisch
DERU_ - Deutsch und Russisch
GE_ - Georgisch
L_ - Latein
W_ - Volapük
An zweiter Stelle eine Art Katalogisierung; und zwar:
_G_ - Abkürzung von „Gast“; das heißt also: Zitat von einem Schreiber, der außerhalb unseres Multiversums (Wilhelm von Dorten, Ernst Tirckl-Wolff, Raymond Zoller, Wladimir Sorgutchin usw…) zu existieren geruht oder geruhte (zum Beispiel Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Nietzsche usw…)
_E_ - Ernstgemeintes
_Q_ - Höherer Blödsinn (Q = Abkürzung von ‚Quatsch‘)
_QE_ - In Quatschesform dargelegtes Ernstgemeintes oder sonstige Übergangsformen zwischen Ernst und Blödsinn
Mit dem Katalogisieren sehen wir das nicht so eng; es ging nur darum, so etwas wie Übersicht reinzubekommen.
Und weiter dann nähere oder weniger nahe Charakterisierung.
Zum Beispiel:
DE_E_ehrliches_Stottern – Da geht es um die Vorzüge ehrlichen Stotterns gegenüber leerem Gewäsch
DE_Q_Analogkaese – Hier wird erklärt, was Analogkäse ist
DE_QE_Absurdologie – Hier erfährt man, was Absurdologie ist
Unter L_, das heißt also in Lateinisch, haben wir bislang nur zwei Sprüche vorrätig, und beides Quatsch. Der eine, L_Q_Caesar, wird als Caesar-Zitat ausgegeben; wobei allerdings keinerlei Gewähr besteht, daß Gajus Julius Caesar das tatsächlich auch so gesagt oder geschrieben hat; vor allem, da er, der Spruch, ein Wort enthält, welches die alten Römer möglicherweise noch nicht kannten. Aber grammatikalisch ist alles richtig.
Der zweite, L_Q_Sorgutchus, den wir für diesen Eintrag als Titelbild benutzten (siehe oben) ist überhaupt russisches Latein.
Aber das macht nichts.