вторник, 24 июня 2014 г.

Auf dem Weg in das Große Chaos

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Obiges Foto knipste ich vor ein paar Jahren in Tiflis.
In jener Wohnung lebten, als die Wand noch ganz war, irgendwelche Leute.
Als die Wand herausbrach, konnten sie dort nicht mehr leben.
Die Wohnungen ringsum waren weiter bewohnt.
Denn da waren die Wände ja noch ganz.
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Die Wessis, denen es bis jetzt noch gut geht, werden die Nase rümpfen.
Denn bei ihnen ist solches natürlich undenkbar; nich?

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Geschrieben und veröffentlicht wurde so manches im Laufe der letzten Monate. Das meiste – weitab von dem, was ursprünglich geplant war.

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Daß das mit dem Euromaidan zu sehr großem Ärger führen wird, war mir von Anfang an klar; auch wenn ich damals noch keine Ahnung hatte, wie sehr die Wessis da aktiv ihren chaotisierenden Einfluß ausüben. Naiv, wie ich war, sah ich die Wurzeln jener Euro-Sehnsucht in der Naivität der Euromaidanesen, die sich die EU vorstellten als das Land, wo Milch und Honig fließt und keine Ahnung hatten, was da tatsächlich los ist.

Was ja für einen großen Teil der Teilnehmer tatsächlich auch stimmte.

Erstmals äußerte ich mich im Februar zu diesen merkwürdigen Vorgängen; und zwar in einem Blogeintrag mit dem Titel "Ukrainisches"

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Im Weiteren sah ich mich dann konfrontiert mit einem recht merkwürdigen Phänomen, welches mir bereits während des russisch-georgischen Kriegs aufgefallen war und das nunmehr so konzentriert auftrat, daß es mich in höchstem Maße verblüffte.

Während des russisch-georgischen Kriegs und in den Monaten danach lebte ich nicht in Georgien, sondern in Odessa; aber ich kannte Georgien, wußte, was dort los ist und war in permanentem Kontakt mit Leuten, die dort leben. Was ich nun in den westlichen Medien über die Ereignisse in Georgien las, hatte mit den Realitäten herzlichst wenig zu tun; und das Erstaunlichste war die Fanatisierung der westlichen Medienhörigen, die all diesen Unsinn für bare Münze nahmen und gar nichts anderes hören wollten. Zunächst ließ ich mich auf Diskussionen ein; als ich merkte, daß die Leute außer ihren von den Medien servierten Schlagworten und Gemeinplätzen nix hören wollten, ließ ich es sein und begnügte mich damit, in meinem Blog Übersetzungen von Briefen aus Georgien und Artikeln aus der russischen Presse (die mir näher an der Realität schien als die völlig im Phantastischen schwebenden Westmedien) zu veröffentlichen.

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Das war damals, während des russisch-georgischen Kriegs und während der Folgezeit, recht merkwürdig; doch was ich nun, während der Ukraine-Krise, in der Hinsicht erlebte und erlebe – nee, det iss einfach grandios; hätte sowas nicht für möglich gehalten. Selbst Leute, die ich für vernünftig gehalten hatte, sind plötzlich, wie verbissene Sektierer, nicht mehr ansprechbar und werfen, ohne eine Spur eigener Gedanken, nur noch mit angelesenen Schlagworten und Gemeinplätzen um sich.

Ich wunderte mich sehr.

Wie damals während der Georgien-Krise veröffentlichte und übersetzte ich Sachen, welche irgendwie die Lage erhellen könnten. Es ist ja so, daß die meisten Wessis keine Ahnung haben von Geschichte und Ethnographie dieser Gegenden, über die sie sich so eifrig auslassen; ich übersetzte, unter anderem, Zitate von Solschenizyn, welche eine Grundlage abgeben könnten, sich über Geschichte, Ethnographie, reale Problematik so halbwegs ein Bild zu machen. Das wurde alles dankbar aufgenommen: von denjenigen, die sich sowieso informieren wollen. Und von denjenigen, die sich stur an ihren Hirngespinsten festklammerten – wurde es ungelesen verrissen.

Die Zusammenfassung einer solchen "Diskussion" hab ich veröffentlicht unter dem Titel " Von Photoshop, bösen Russen und sonstigen unsere Beachtung verdienenden Wesenheiten". Während ebendieser "Diskussion" wurde mir bewußt: daß solche Information gar nicht erwünscht ist; daß manche Leute sich gar nicht für die reale Situation interessieren, sondern nur für ihre Hirngespinste; und daß sie diese Hirngespinste auf Biegen und Brechen aufrechterhalten wollen.

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Recht merkwürdige Dinge fielen mir auf bei ukrainischen Patrioten, teilweise auch bei Leuten, mit denen ich, mehr am Rande, bekannt bin; eine Art "Unterbelichtung" in einem Grad, wir er mir vorher nie aufgefallen war.

Solche 'Unterbelichtung' gibt es in unseren fortschrittlichen Zeiten natürlich überall; man braucht nur die von dem deutschen Satiremagazin "Der Postillon" gelegentlich veröffentlichten Zuschriftensammlungen anzuschauen, um zu verstehen, daß auch bei jenem einstigen 'Volk der Dichter und Denker' extreme Unterbelichtung eine weit verbreitete Erscheinung ist. (Hab da mal wat, halb im Scherz, halb im Ernst, genauer unter die Lupe genommen: Aus dem poetischen Umfeld des Herrn Hoeneß).

не дайDie extreme ukrainische Unterbelichtung äußerte sich, unter anderem, in skurrilen Äußerungen eines verquerten Patriotismus. Zum Beispiel jene Bewegung "Не дай русскому", "Laß den Russen nicht ran"; gemeint als eine Art Sexstreik der ukrainischen Patriotinnen gegenüber russischen Männern; und sogar in T-Shirts mit dieser Aufschrift laufen diese Patriotinnen herum. Und sonstige Verrücktheiten.

Ein Bekannter, der sich die Mühe macht, ukrainische Fernsehsendungen anzuschauen, erzählte mir von Sendungen zur ukrainischen Rassekunde. Was er mir da erzählte, erstaunte mich in höchstem Grade; aber eben da begann ich zu verstehen, daß offenbar schon seit längerem eine massive Gehirnwäsche durchgeführt wird, welcher Leute mit ungenügender innerer Widerstandskraft zum Opfer fallen.

Eine Zusammenfassung dieses sehr aufschlußreichen Gesprächs findet man in dem Blogeintrag "Von den Überariern".

Auch die Reaktionen jugendlicher Patrioten und Patriotinnen zu dem Massaker in Odessa waren aufschlußreich; unter "Deutscher Tiefschlaf vor und nach Odessa" ging ich kurz darauf ein.

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Eine Bekannte veröffentlichte Äußerungen einer dieser ukrainischen Patriotinnen; darunter folgndes:

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In Deutscher Übersetzung:

“Und Puschkin ist nicht euer Schriftsteller, er ist Äthiopier und zur Hälfte Jude, und sogar sprach er nur Französisch, und Russisch verstand er nur mit Hilfe eines akademischen Wörterbuchs.”

ualesAls ich das las, hatte ich bereits eine Übersicht über die ukrainischen Schulbücher studiert, welche eine ganze Generation oder mehr versaut haben, und wunderte mich über gar nix mehr.

Meiner Bekannten, einer Russin, schickte ich dann das Link zu jener Übersicht; und nach Lektüre hörte auch sie auf, sich zu wundern.

Mir scheint, daß man das mit den Schulbüchern wissen muß, um so einigermaßen verstehen zu können, wie das, was nun in der Ukraine läuft, überhaupt möglich ist.

Selbst nahm ich die Sache dann von der komischen Seite und kümmerte mich erst mal um das Rätsel, auf welchen Wegen die russische Gesamtausgabe der Werke jenes Puschkin, der Russisch nur mit Hilfe eines akademischen Wörterbuches verstand, zustandekommen konnte.

Auf solchem Wege entdeckte ich Puschkalenko, um den ich mich im Weiteren noch eingehender kümmern werde.

Eine erste Skizze habe ich in meinem russischen Blog veröffentlicht unter dem Titel "Про Пушкаленко и про Пушкина" (Puschkalenko und Puschkin); dort findet man auch das Link zu der Überschau über die ukrainischen Schulbücher. Leider alles in Russisch; aber wer Russisch kann, soll es sich unbedingt anschauen. Nach Lektüre jener Schulbuch-Überschau wird man dann endlich auch verstehen, auf welche Weise das Schwarze Meer zustandekam; was sehr wichtig ist (das mit dem Schwarzen Meer könnte von mir sein; isses aber nicht, da ein ukrainischer Schulbuchschreiber das für mich erledigt hat)

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Nachtrag 9. Juli 2014

Die Information, daß die Ur-Ukrainer das Schwarze Meer von Hand geschaffen haben, stammt übrigens nicht aus der erwähnten Übersicht; das entdeckte ich in verschiedenen anschließend studierten sonstigen Quellen.

Doch wie dem auch sei: Ebenjene Darlegung habe ich nun ins Deutsche übersetzt; die Übersetzung, im PDF-Format, kann man über https://dl.dropboxusercontent.com/u/54042052/Material/Ukrainische_Schulbuecher.pdf herunterladen

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Mein vor ein paar Tagen unter dem Titel "Scheidung der Geister" veröffentlichter vorerst letzter Blogeintrag beginnt mit dem Satz:

"Auseinandersetzungen mit Leuten, die sich von den westlichen Medien einlullen lassen, betrachte ich als sinnlos; die meisten wollen gar nicht verstehen, und man investiert nur sinnlos Zeit und Nerven."

Eben. Auf Diskussionen laß ich mich eh schon seit längerem nicht mehr ein; und im Weiteren möchte ich mich überhaupt auf die Kommunikation mit Leuten beschränken, die zu unterscheiden wissen zwischen dem, was sie verstehen und was sie nicht verstehen, und die sich ehrlich orientieren wollen.

In dem Blogeintrag stell ich dar, wie es durch die sich konzentrierende Verlogenheit der westlichen Medien und Politiker zu einer Art "Scheidung der Geister" kommt.

Und weiter möchte ich mich zu dem Thema so wenig als möglich äußern.

Auch sonst kam an Blogeinträgen alles Mögliche zustande.

Alles Mögliche, das meiste aber in Bezug zum weltweiten Alltagswahnsinn.

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Dieser weltweite Wahnsinn geht an die Substanz.

tarakany_usopschie_klZur Erholung schreib ich, in Deutsch und/oder in Russisch, in ästhetisierter Idiotie (als Gegengewicht zu der sumpfigen Alltagsidiotie) verrückte Kurzgeschichte und Gedichte; und sogar verarbeite ich manches zu Textgraphiken. Für die russischen Textgraphiken hab ich einen eigenen Blog aufgemacht unter dem Titel "Бунт парижских носорогов" (Die Rebellion der Pariser Nashörner). Und auch im Wilhelm-von-Dorten-Blog wurde solches Zeugs veröffentlicht wieauch in der Klamurke.

Rein der Auflockerung halber.

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Sonst?

Um das Sprachenportal hab ich mich während dieses weltweiten Durcheinanders nicht mehr gekümmert.

Und immer weniger um die Verlagsangelegenheiten.

In jenem russischen Verlag, mit dem sich seit Dezember eine Zusammenarbeit anbahnte, entdeckte ich gleich zu Anfang ein paar gute Autoren. Es kamen dann auch noch ein paar fähige Leute hinzu; alles sehr positiv.

Ärgerlich nur, daß ich für die deutsche Linie völlig alleine war. War zunächst hauptsächlich damit beschäftigt, Sachen von einem der guten Autoren ins Deutsche zu übersetzen. Das sah nach sehr viel Arbeit aus; vor Allem, da auch ein Großteil der organisatorischen Arbeit an mir hängenbleiben wird. Und dann nicht nur übersetzen, sondern die eigenen Übersetzungen auch noch lektorieren, korrigieren. Etwas viel auf einmal. Schrieb dann eine von den Persönlichkeiten an, die vor einem Jahr an dem steckengebliebenen Anlauf beteiligt war. Die hätte das gekonnt. Ich weiß, daß sie das gekonnt hätte. Wirkte auch irgendwie interessiert. Irgendwie. Doch noch während der Korrespondenz merkte ich, daß das keinen Sinn hat. Schrieb, daß ich mich melden werde, sobald genügend Material fertig ist. Und meldete mich dann nicht mehr. Glaub auch nicht, daß man meine Zusendung vermißt. Ich seh das einfach so: die besten Fähigkeiten nützen nix, wenn der Mensch, der über diese Fähigkeiten verfügt, dich im entscheidenden Moment hängenläßt. Und ich vermute, daß das eben darauf wieder hinausgelaufen wäre.

Zur Zeit laß ich das alles etwas schleppen.

Mal sehen, wie es weitergeht.

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So isses.